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Trickbetrüger werden immer raffinierter. Das musste auch Schauspielerin Brigitte Antonius, bekannt aus der ARD-Serie „Rote Rosen“, erfahren. Wir trafen die 91-Jährige bei Dreharbeiten in Lüneburg, wo gerade die 4030. Folge der Serie produziert wurde. Im Interview berichtet sie darüber, mit welchen Tricks sie von Betrügern hinters Licht geführt wurde, was sie anderen Betroffenen empfiehlt und warum man sich als Opfer keinesfalls schämen muss.

Sie wurden Opfer eines Trickbetrugs?

Brigitte Antonius: Ja, das war im letzten Jahr, und zwar nicht nur einmal, sondern sogar gleich zweimal!

Was genau ist geschehen?

Antonius: Beim ersten Mal bekam ich einen Anruf hier in Lüneburg. Das war eine sonore Männerstimme, sehr vertrauenerweckend. Er hat sich als Polizeibeamter vorgestellt und gesagt, sie wären gerade einer Diebesbande auf der Spur, die angeblich einen älteren Herrn überfallen hatte. Er hätte eine Liste mit den nächsten Opfern, und ich würde ganz oben auf dieser Liste stehen. Ich sollte die Wohnung auf keinen Fall verlassen, weil das angeblich viel zu gefährlich für mich wäre. Deshalb sollte ich alle Wertsachen unter die Fußmatte legen. Er wollte dann einen Beamten in Zivil vorbei schicken, der die Wertsachen abholt, zur sicheren Aufbewahrung bei der Polizei. Das habe ich dann auch gemacht, und innerhalb von 24 Stunden war ich um mein Geld erleichtert.

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Wie hoch war der Schaden?

Antonius: Das waren insgesamt fast 4000 Euro. Bargeld, denn ich hatte gerade meine Gage bekommen, und Bankkarten, mit denen die Bande Geld von meinem Konto abgehoben hat.

Warum haben Sie das gemacht?

Antonius: Ich bin einfach ein sehr vertrauensseliger Mensch. Ich habe jedes Wort geglaubt und alle Anordnungen genau befolgt. Sie haben mich auch ständig angerufen, bestimmt alle zehn Minuten, das war ganz massiv. Mir wurde außerdem gesagt, dass ich mit niemandem darüber sprechen darf, damit die Bande nicht vorgewarnt wird. Daran habe ich mich natürlich gehalten. Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, bei der echten Polizei zu anzurufen und nachzufragen.

Hatten Sie keine Angst?

Antonius: Nein, ganz im Gegenteil, der angebliche Kommissar war ganz reizend zu mir, sehr besorgt, ich fühlte mich gut beschützt. Hinterher habe ich mich dann maßlos über mich geärgert, ich könnte mir Monogramme in den Hintern beißen. Wie konnte ich nur so blöd sein?

Ich habe Anzeige erstattet, aber da konnte man nicht mehr viel machen, das Geld ist weg.

Wie hat sich die Sache aufgeklärt?

Antonius: Ein Schauspielkollege kam vorbei, weil wir mit unseren Hunden Gassi gehen wollten. Ich habe ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit alles erzählt, und er ist dann sofort mit mir zur echten Polizei gegangen. Ich habe Anzeige erstattet, aber da konnte man nicht mehr viel machen, das Geld ist weg.

Und wie verlief der andere Betrug?

Antonius: Das war einige Monate später, aber das war ganz anders. Ich war zu Hause im Burgenland. Es kam wieder ein Anruf und es meldete sich wieder ein angeblicher Polizist. Er sagte, ich solle mich auf etwas gefasst machen, es sei etwas ganz Schreckliches passiert. Meine Nichte hätte angeblich einen Autounfall gehabt bei dem ein vierjähriges Kind zu Tode gekommen sei.

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Ich wollte dann mit meiner Nichte sprechen, und da war auch eine Frau am Telefon, die nur geweint und geschluchzt hat. Sie konnte kaum reden und sagte immer nur „Bitte hilf mir!“ Es war unmöglich, die Stimme zu erkennen. Der angebliche Kommissar hat dann gefragt, was ich an Geld und Wertsachen da habe, und wir haben uns darauf geeinigt, dass ich für meine Nichte 6000 Euro hinterlege. Ein angeblicher Beamter sollte vorbeikommen und das Geld abholen.

Haben Sie das wieder geglaubt?

Antonius: Im ersten Moment habe ich das geglaubt, ich war zu Tode erschrocken. Ich kenne ja den Verkehr in Wien, so etwas kann tatsächlich passieren. Aber dann habe ich zum Glück meinen Bruder angerufen und der hat gleich bei meiner Nichte nachgefragt. Auf die Idee, meine Nichte selbst anzurufen, bin ich überhaupt nicht gekommen! Meine Nichte saß nichtsahnend zu Hause und hat gearbeitet. Die Bande hat dann später noch mal angerufen, aber da ist mein Bruder ans Telefon gegangen und danach war Schluss. Emotional war das aber viel ärger als beim ersten Mal, weil ich mich so furchtbar erschrocken habe. Ich hatte richtig Angst!

Man sollte es laut herausschreien, damit andere Menschen gewarnt werden!

So etwas könnte Ihnen jetzt nicht nochmal passieren?

Antonius: Ich weiß es nicht, vielleicht falle ich wieder darauf rein. Das waren zwei völlig unterschiedliche Geschichten, das kann man überhaupt nicht vergleichen. Diese Banden sind ja sehr schlau und gerissen, und die haben eine Fantasie, das ist fast schon bewundernswert. Die denken sich immer neue Geschichten aus. Das ist so geschickt gemacht, dass man einfach darauf reinfliegt. Wenn so etwas geschieht, sollte man unbedingt zur Polizei gehen. Man muss sich deshalb nicht genieren oder verschämt verstecken, sondern man sollte es laut herausschreien, damit andere Menschen gewarnt werden!